Twitters neue Livestreaming-API

Twitter hat vor wenigen Tagen für den hauseigenen Streaming-Service Periscope eine API angekündigt. Über diese Schnittstelle ist es Streaming-Tools möglich, einen Stream über Periscope einzuleiten, direkt dort hin zu streamen und den Stream dann auch im Twitter-Feed des genutzten Accounts zu teilen. Bisher war es über die „Periscope Producer“ genannte Option nur möglich, sich auf der Periscope-Webseite oder in der Smartphone-App Links generieren zu lassen, die man zum direkten Senden Richtung Periscope in die eigene Software übertragen musste. Der ganze Prozess, um einen Livestream mit unterschiedlichsten Produktions-Setups zu Periscope zu übertragen wird über die neue direkte Schnittstelle wesentlich vereinfacht.

Zum Start der „Periscope Producer API“ verfügt unter Anderem die neue Version 7.5 von Telestream Wirecast über spezielle Einrichtungsmöglichkeiten für Periscope/Twitter-Livestreams. Einige weitere Anbieter von Streaminglösungen wie der Anbieter Teradek und Livestream.com mit der kleinen Mevo-Kamera sind ebenfalls von Anfang an mit dabei. Die Produzenten der Software vMix haben eine Integration der API ebenfalls angekündigt und Server-seitig wird sicher bald Unterstützung durch Wowza Streaming Engine anstehen.

Mit der Einführung der API folgt Twitter dem Beispiel Facebooks, dessen Live-Schnittstelle inzwischen in fast allen Streaming-Tools zu finden ist. Laut Aussage Twitters möchte man „professionelle Livestreams“ auf Periscope ermöglichen. Hierzu muss allerdings am Dienst selbst noch nachgebessert werden:
Periscope ist weiterhin nicht in der Lage, Videos mit echter 720p HD-Auflösung anzunehmen und nimmt Video-Streams auch nur mit bis zu 800 KBit/s an. „Professionell“ sieht anders aus.

YouTube schlägt für 720p-Streams in guter Qualität ein Vielfaches an genutzter Bandbreite für den Stream vor und bietet nicht nur die Web-übliche 720p-Auflösung, sondern sogar Livestreams in FullHD (1080p) oder gar 4K-Auflösung. Auch Facebook bietet für Livestreams eine höhere mögliche Auflösung als Twitter und nimmt Streams mit bis zu 2,5 MBit/s an, was dem dreifachen eines Periscope-Streams entspricht.

Um an den Erfolg von Facebook Live anknüpfen zu können, muss Twitter sich ordentlich anstrengen, was sich nicht nur auf die Übertragungsqualität bezieht. Es ist absolut unverständlich, warum Periscope immer noch einen eigenen Account benötigt und Periscope-Streams nicht vollautomatisch in der Twitter-Timeline landen. Aber hier zeichnet sich auch ab, dass das bisher eigenständige Produkt Periscope immer weiter in Twitter integriert wird. Livestreams lassen sich bereits aus der Twitter-App starten und mittelfristig dürfte es für Twitter Sinn machen, Periscope als Marke komplett einzustellen und nur noch „Twitter Live“ zu vermarkten.